In vom Bundesgericht in BGer 4A_402/2021 vom 14. März 2022 hatte sich das Bundesgericht insbesondere mit der Frage der Verjährung von Forderungen auseinanderzusetzen, insbesondere wann gewisse Schadenersatzforderungen verjähren würden.

 

Verjährung von Forderungen des Arbeitgebers

Die Verjährungsfrist nach Obligationenrecht beträgt grundsätzlich 10 Jahre. Dieser Grundsatz gilt aber in seiner uneingeschränkten Form nur für Forderungen des Arbeitgebers. Sämtliche vertraglichen Forderungen des Arbeitgebers gegen den Arbeitnehmer aus dem Arbeitsverhältnis verjähren erst nach zehn Jahren. Der Arbeitgeber muss allerdings darauf achten, dass er seine Forderung rechtzeitig, möglichst mit der nächsten Lohnzahlung, spätestens aber am Ende des Arbeitsverhältnisses, geltend macht. Andernfalls kann der Arbeitnehmer das Schweigen des Arbeitgebers unter Umständen als Verzicht auf die Forderung des Arbeitgebers verstehen, was allerdings nichts mit der Verjährung zu tun hat.

 

Verjährung von Forderungen des Arbeitnehmers

Gemäss Art. 128 Ziff. 3 OR verjähren Forderungen des Arbeitnehmers aus dem Arbeitsverhältnis bereits nach 5 Jahren. Es ist also grundsätzlich vom Obligationenrecht her eine kürzere Verjährungsfrist für die Arbeitnehmer als für die Arbeitgeber vorgesehen. Entgegen dem Wortlaut gilt diese kürzere Verjährungsfrist von 5 Jahren aber nur für geldwerte Leistungen, d.h. für Forderungen, die im weitesten Sinne die Arbeit entgelten. Unter diese Forderungen fallen gemäss der Gerichtspraxis und der juristischen Literatur neben dem Grundlohn auch die Gratifikationen, Boni, Erfolgsbeteiligungen, Überstundenlohn, Lohnzuschläge für Sonntags- und Nachtarbeit, Ferienlohn, Teuerungszuschläge nach den anwendbaren Gesamtarbeitsverträgen, Spesen und Auslagenersatz (umstritten), Karrenzentschädigungen sowie auch der Lohn bei unverschuldeter Verhinderung an der Arbeit gemäss Art. 324a OR (vgl. hierzu insbesondere Astrid Lienhard, in: Boris Etter/Nicolas Facincani/Reto Sutter, Arbeitsvertrag, Art. 341 N 53).

 

BGer 4A_402/2021 vom 14. März 2022

Nach der fristlosen Beendigung des Arbeitsverhältnisses macht der Arbeitnehmer verschiedene Ansprüche geltend. Ein Anspruch des Arbeitnehmers lautete auf Schadenersatz wegen Nichterfüllung des Arbeitsvertrags, da die Arbeitgeberin die überobligatorische Versicherung „bel étage“ nicht zu seinen Gunsten abgeschlossen hatte.  In Art. 12 des Arbeitsvertrages („Vorsorge für das Personal“) war nämlich vorgesehen, dass das Pensionskassensystem dass „[d]ieses System durch eine Versicherung „Bel Etage“ ergänzt wird, die vollständig von [der Arbeitgeberin] bezahlt wird und 10 % des Bruttolohns ausmacht“.

In seiner Klage machte der Arbeitnehmer in diesem Zusammenhang einen Betrag von CHF 674’090 geltend. Mit Urteil vom 4. Februar 2020 hatte das Gericht einen Betrag von CHF 606’584 anerkannt, und mit Urteil vom 12. Juli 2021 erhöhte die Chambre des prud’hommes de la Cour de justice du canton de Genève den Betrag auf CHF 614’707.

 

Verjährung der Schadenersatzansprüche

Vor Bundesgericht war insbesondere strittig, ob diese Ansprüche nach 10 oder 5 Jahren verjähren würden (neben der Frage, ob überhaupt ein Schadenersatzanspruch bestand).

Das kantonale Gericht befand, dass die Ansprüche des Arbeitnehmers Schadenersatz wegen Nichterfüllung der Pflicht zum Abschluss einer überobligatorischen Versicherung darstellen, die auf Art. 97 Abs. 1 OR beruht. Es entschied, dass das Urteil 4C.175/2004 vom 31. August 2004 für die hier gestellte Frage nicht ausschlaggebend ist, da in diesem Urteil der Anspruch Lohncharakter hatte. Daher sei die zehnjährige Verjährungsfrist von Art. 127 OR anwendbar.

Die Arbeitgeberin argumentiert, dass der Anspruch des Arbeitnehmers bezüglich der „Bel Etage“-Versicherung ein Lohnbestandteil sei, der nach fünf Jahren (Art. 128 Ziff. 3 OR) und nicht nach zehn Jahren (Art. 127 OR) verjähre und dass Ansprüche vor 2010 daher verjährt seien. Sie argumentiert damit, dass der Arbeitnehmer in seiner Eingabe vom 27. Mai 2016 darauf hingewiesen habe, dass „die überobligatorischen BVG-Versicherungen“ speziell für Führungskräfte „[…] ein echtes Vergütungselement [darstellen], das dem Arbeitnehmer angeboten wird“.

Der beschwerte Arbeitnehmer macht seinerseits geltend, Art. 128 Ziff. 3 OR sei eine Ausnahmebestimmung, die restriktiv anzuwenden sei und sich nur auf Forderungen beziehe, die das Merkmal aufweisen, Lohn zu sein. Dies sei bei seiner Schadenersatzforderung wegen Nichtabschlusses der überobligatorischen Vorsorgeversicherung nicht der Fall, da sein Schaden darin bestehe, dass sein Vorsorgeguthaben nicht zu seinen Gunsten erhöht worden sei; die berufliche Vorsorge sei keine Lohnforderung, da sie nicht darauf abziele, die vom Arbeitnehmer geleistete Arbeit zu entschädigen, sondern ihm eine angemessene Altersvorsorge zu garantieren. Sie ist nicht mit einer Versicherung gegen Lohnausfall wegen Krankheit zu vergleichen, die den nach Art. 324a OR geschuldeten Lohn ersetze.

 

Bundesgericht: 5 Jahre Verjährungsfrist

Um zu bestimmen, welche Verjährungsfrist auf den Schadenersatzanspruch des Arbeitnehmers infolge der Verletzung der vertraglichen Pflicht des Arbeitgebers, zu seinen Gunsten eine überobligatorische Vorsorgeversicherung abzuschliessen, anwendbar ist, müsse man sich so das Bundesgericht auf die Art dieses Anspruchs stützen.

Der Lohn könne als „Hauptgegenleistung des Arbeitgebers für die Dienstleistung des Arbeitnehmers“ definiert werden. Im Zusammenhang mit Art. 128 Ziff. 3 OR gelte es, den Lohnbegriff in einem weiten Sinne zu berücksichtigen. Im Allgemeinen falle also jede Gegenleistung des Arbeitgebers für die Erbringung von Dienstleistungen durch den Arbeitnehmer unter diese Bestimmung.

Die Vereinbarung, wonach sich ein Arbeitgeber verpflichte, den Arbeitnehmer in eine überobligatorische Vorsorge einzubeziehen, sei somit als Lohnbestandteil im weiteren Sinne zu verstehen und unterliege der fünfjährigen Verjährungsfrist von Art. 128 Ziff. 3 OR, da sie auf eine Verbesserung der Vermögenssituation des Arbeitnehmers als Gegenleistung für seine Dienste abzielt.

Die Vorinstanz habe daher zu Unrecht die zehnjährige Verjährungsfrist von Art. 127 OR angewendet, nur weil es sich bei der Forderung des Arbeitnehmers um einen Schadenersatzanspruch handelt.

Dazu das Bundesgericht wörtlich:

4.2. Conformément à l’art. 127 CO, toutes les actions se prescrivent par dix ans, lorsque le droit civil fédéral n’en dispose pas autrement. Tel est notamment le cas de l’art. 128 ch. 3 CO, qui prévoit un délai de prescription de cinq ans pour “ les actions des travailleurs pour leurs services “ (ATF 147 III 78. consid. 3).  

4.2.1. Selon la jurisprudence, le texte de l’art. 128 ch. 3 CO relatif aux travailleurs a une formulation large (ATF 147 III 78 consid. 6.5; 136 III 94 consid. 4.1). Cette disposition ne distingue pas les différents types de prétentions que pourrait faire valoir le travailleur sur la base de son contrat de travail et vise, comme dans sa version d’origine, à favoriser la liquidation rapide des créances en rémunération des affaires courantes (ATF 147 III 78 consid. 6.5-6.6 et les références citées).  

En tant que l’art. 128 CO constitue une exception à l’art. 127 CO, il doit être appliqué restrictivement (ATF 147 III 78 consid. 6.7 et la référence citée; 123 III 120 consid. 2a et les références citées). 

Le Tribunal fédéral n’a pas encore eu l’occasion de se prononcer sur le délai de prescription applicable à la prétention en dommages-intérêts pour violation de l’obligation contractuelle du contrat de travail de conclure une assurance de prévoyance surobligatoire. Certes, dans une affaire dans laquelle l’employeuse n’avait pas payé les primes d’une assurance perte de gain pour cause de maladie, la Cour de céans a jugé que la créance en dommages-intérêts du travailleur, bien qu’elle découlait de la violation de l’obligation contractuelle d’assurer le travailleur (art. 97 CO), était soumise au délai de prescription quinquennal de l’art. 128 ch. 3 CO (arrêt 4C.175/2004 précité consid. 3). Il ne peut toutefois être tiré de conclusion définitive de cette jurisprudence pour le cas présent dès lors que, comme le relève l’intimé, les indemnités journalières remplacent le salaire dû conformément à l’art. 324b al. 1 CO.  

4.2.2. La doctrine ne s’est pas non plus prononcée sur cette question.  

De manière générale, la doctrine majoritaire distingue, en ce qui concerne les prétentions du travailleur, entre les créances de salaire au sens large ou pécuniaires, soumises au délai de prescription quinquennal de l’art. 128 ch. 3 CO, et les autres prétentions que pourrait faire valoir le travailleur sur la base de son contrat de travail, qui sont en général sujettes au délai de prescription de dix ans prévu à l’art. 127 CO (cf. toutefois l’art. 128a CO) (cf. ATF 147 III 78consid. 6.5 et les références citées). 

Selon cette distinction, sont entre autres visés par l’art. 128 ch. 3 CO le salaire de base, le 13e salaire, la participation au résultat de l’exploitation, la provision, la gratification, le bonus, les congés et vacances, la rétribution des heures supplémentaires et les allocations familiales (BOHNET/DIETSCHY, in Commentaire du contrat de travail, 2013, no 32 ad art. 341 CO; ADRIAN STAEHELIN, Zürcher Kommentar, 2014, no 19 ad art. 341 CO; STREIFF/VON KAENEL/RUDOLPH, Arbeitsvertrag, 7e éd. 2012, no 8 ad art. 341 CO; GIUSEPPE DONATIELLO, in Commentaire romand, 3e éd. 2021, no 25 ad art. 341 CO; WYLER/HEINZER, Droit du travail, 4e éd. 2019, p. 895; REHBINDER/STÖCKLI, Berner Kommentar, 2014, no 30 ad art. 341 CO p. 508; JÜRG BRÜHWILER, Einzelarbeitsvertrag, 3e éd. 2014, no 10 ad art. 341 CO; KILLIAS/WIGET, in Handkommentar zum Schweizer Privatrecht, 3e éd. 2016, no 12 ad art. 128 CO; FRANK EMMEL, in Handkommentar zum Schweizer Privatrecht, 3e éd. 2016, no 4 ad art. 341 CO; ROBERT K. DÄPPEN, in Kurzkommentar Obligationenrecht, 2014, no 14 ad art. 128 CO; ROBERT K. DÄPPEN, in Basler Kommentar, 7e éd. 2019, no 13 ad art. 128 CO; PASCAL PICHONNAZ, in Commentaire romand, 3e éd. 2021, no 30 ad art. 128 CO)

La doctrine considère en revanche que sont, en principe, soumises à la règle générale de l’art. 127 CO les autres créances découlant du contrat de travail, soit, d’une part, les prétentions de l’employeur et, d’autre part, celles du travailleur qui ne sont pas couvertes par l’art. 128 ch. 3 CO, soit notamment les prétentions en dommages-intérêts fondées sur les art. 49 (tort moral), 328 (protection de la personnalité du travailleur), 336a (indemnité en cas de résiliation abusive), 337b (résiliation immédiate justifiée) ou 337c CO (résiliation immédiate injustifiée) (BOHNET/DIETSCHY, op. cit., no 33 ad art. 341 CO; STAEHELIN, loc. cit.; STREIFF/VON KAENEL/RUDOLPH, loc. cit.; PORTMANN/RUDOLPH, in Basler Kommentar, 7e éd. 2019, no 8 ad art. 341 CO; REHBINDER/STÖCKLI, op. cit., no 31 ad art. 341 CO; BRÜHWILER, loc. cit.; EMMEL, loc. cit.; DONATIELLO, op. cit., no 26 ad art. 341 CO). 

4.2.3. Pour déterminer le délai de prescription applicable à la prétention en dommages-intérêts du travailleur suite à la violation, par l’employeur, de son obligation contractuelle de conclure en sa faveur une assurance de prévoyance surobligatoire, il faut se baser sur la nature de cette prétention.  

Le salaire peut être défini comme la “ contre-prestation principale de l’employeur à la prestation de services du travailleur “ (WYLER/HEINZER, op. cit., p. 183). Dans le contexte de l’art. 128 ch. 3 CO, il s’agit de tenir compte de la notion de salaire dans un sens large (cf. supra consid. 4.2.2 et les exemples donnés par la doctrine). En règle générale, est donc visée par cette disposition toute contre-prestation de l’employeur à la prestation de services du travailleur.  

En tant qu’elle vise à améliorer la situation patrimoniale du travailleur en échange de ses services, la convention selon laquelle un employeur s’engage à mettre le travailleur au bénéfice d’une prévoyance surobligatoire doit ainsi être comprise comme une composante du salaire au sens large; elle est dès lors soumise au délai de prescription de cinq ans prévu à l’art. 128 ch. 3 CO. C’est donc à tort que l’autorité précédente a appliqué le délai de prescription décennal de l’art. 127 CO au seul motif que la prétention du travailleur constitue une prétention en dommages-intérêts. 

 

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Autor: Nicolas Facincani

 

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