Das Bundesgericht hatte sich im vorliegenden Fall (Entscheid 4A_227/2024 vom 7. Februar 2025) mit dem Verhältnis zwischen Allgemeinen Anstellungsbedingungen und dem Arbeitsvertrag zu befassen. Es rief zunächst die allgemeinen hierzu geltenden Grundsätze in Erinnerung und prüfte hernach, ob der Arbeitnehmer (ein Arzt (beratend)) gestützt auf ein als Anstellungsbedingungen in den Vertrag einbezogenes Statut einen Anspruch auf eine Vergütung für Fixkosten seiner Privatpraxis und für seine Abwesenheit in der Praxis habe.

In der Präambel des zwischen den Parteien geschlossenen Arbeitsvertrags hiess es, dass die Zulassung des Arbeitnehmers zur Tätigkeit als Konsiliararzt in Anwendung von Art. 3.2 des Statuts der Konsiliar- und Belegärzte vom 11. Februar 2009 (im Folgenden: Statut) erfolgt und dass „im Übrigen die im Statut vorgesehenen Regeln gelten“.

Der Arbeitsvertrag sah sodann in Art. 4 mit der Überschrift „Vergütung“ unter anderem vor, dass die Bruttovergütung des Arbeitnehmers für die ambulante und stationäre Tätigkeit „dem ärztlichen Anteil des Tarmed“ entspricht.

Art. 6 Abs. 2 des Arbeitsvertrags besagte zudem, dass „[d]as Obligationenrecht (OR) […] als ergänzendes Recht [gilt]“.

Das Statut legte unter anderem Folgendes fest:

„3 Art, Beginn und Ende des Vertragsverhältnisses

3.1 Konsiliararzt

1 Der Konsiliararzt wird mit einem privatrechtlichen Arbeitsvertrag angestellt.

2 Der Vertrag, der vom Konsiliararzt und den Vertretern von C.________ unterzeichnet wird, enthält mindestens […] die Vergütungsbedingungen […]. […]

4. Vergütung […]

4.2. Konsiliararzt

1 Die Vergütung des Konsiliararztes setzt sich zusammen aus der Retrozession auf das Honorar (Einzelleistungsvergütung), ggf. Entschädigungen für Bereitschaftsdienste oder Rufbereitschaft sowie einem Beitrag zu den Fixkosten seiner Privatpraxis. […]

4.2.1. Vergütung nach Aufwand

1 Für die ambulante Tätigkeit bei C.________ entspricht die Vergütung dem ärztlichen Anteil des Tarmed, gegebenenfalls zuzüglich der Vergütung für die Abwesenheit in der Praxis, die auf CHF 2.29 pro Minute festgelegt ist, sofern die Gesamtvergütung des Arztes 70% der von C.________ in Rechnung gestellten Tarmed-Leistungen nicht überschreitet. […]“

„3. Nature, début et fin des rapports contractuels 

3.1. Médecin consultant 

1 Le médecin consultant est engagé par contrat de travail de droit privé. 

2 Le contrat, signé par le médecin consultant et les représentants de C.________, comprend, au moins, […] les conditions de rémunération […]. […] 

4.Rémunération […] 

4.2. Médecin consultant 

1 La rémunération du médecin consultant se compose de la rétrocession sur honoraire (rétribution à l’acte), le cas échéant des indemnités pour services de garde ou de piquet, ainsi que d’une contribution aux frais fixes de son cabinet privé. […] 

4.2.1. Rémunération à l’acte 

1 Pour l’activité ambulatoire à C.________, la rémunération correspond à la part médicale du Tarmed à laquelle s’ajoute, le cas échéant, la rémunération de l’absence au cabinet fixée à CHF 2.29 la minute, pour autant que la rémunération totale du médecin ne dépasse pas 70% des prestations Tarmed facturées par C.________. […]“

 

Einbezug und Auslegung allgemeiner Anstellungsbedingungen

Zunächst hielt das Bundesgericht die allgemeinen Regelungen zum Einbezug von allgemeinen Anstellungsbedingungen fest:

Allgemeine Vertragsbedingungen sind standardisierte, von einer Partei vorformulierte Klauseln, die eine Vielzahl von Vertragsbeziehungen regeln sollen. Wenn die Parteien vereinbart haben, dass allgemeine Geschäftsbedingungen Bestandteil ihres Vertrages sein sollen, gelten diese allgemeinen Geschäftsbedingungen nur insoweit, als keine individuelle Vereinbarung davon abweicht (Vorrang der individuellen Vereinbarung).

So stehen im Arbeitsrecht die allgemeinen Anstellungsbedingungen auf einer niedrigeren hierarchischen Ebene als der individuelle Arbeitsvertrag, weshalb der individuelle Arbeitsvertrag im Falle von Widersprüchen Vorrang vor diesen hat. Wenn Allgemeine Geschäftsbedingungen (bzw. Anstellungsbedingungen) tatsächlich in den Vertrag einbezogen wurden, muss ihr Inhalt in einem zweiten Schritt durch Auslegung nach denselben Rechtsgrundsätzen ermittelt werden, die auch für die Auslegung anderer Vertragsbestimmungen gelten. Die Auslegung der Willensbekundungen der Parteien muss somit in zwei Phasen erfolgen, wobei zwei gesetzliche Grundlagen ins Spiel kommen: nämlich die tatsächliche und gemeinsame Absicht der Parteien (Art. 18 Abs. 1 OR) und subsidiär das Vertrauensprinzip.

Zunächst muss das Gericht also die tatsächliche und gemeinsame Absicht der Parteien erforschen und darf sich nicht mit ungenauen Ausdrücken oder Bezeichnungen aufhalten, die sie verwendet haben könnten. Diese (sogenannte subjektive) Auslegung ist eine Frage des Sachverhalts. Dabei können und müssen alle Erklärungen und Haltungen der Parteien sowie die Umstände vor, während und nach dem Vertragsschluss berücksichtigt werden.

Zweitens muss der Richter, wenn er den tatsächlichen und gemeinsamen Willen der Parteien nicht feststellen kann, etwa weil die Beweise fehlen oder nicht schlüssig sind, die Bedeutung ermitteln, die jede Partei nach Treu und Glauben vernünftigerweise den Willenserklärungen der anderen Partei beimessen konnte und musste. Diese (sogenannte objektive) Auslegung ist eine Frage des Rechts. Berücksichtigt werden können und dürfen nur die Erklärungen und Einstellungen der Parteien sowie die Umstände, die der Willensbekundung vorausgingen oder sie begleiteten, nicht aber spätere Tatsachen.

Wenn die Auslegung Zweifel an der Bedeutung der Allgemeinen Anstellungsbedingungen aufkommen lässt, müssen sie gemäss der Unklarheitsregel (in dubio contra stipulatorem) zum Nachteil des Verfassers ausgelegt werden.

3.1. Les conditions générales sont des clauses standardisées, préformulées par une partie, destinées à régir un grand nombre de relations contractuelles (ATF 148 III 57 consid. 2; arrêt 4A_372/2022 du 11 juillet 2023 consid. 3.3 et les références citées).  

Si les parties sont convenues que des conditions générales feraient partie intégrante de leur contrat, ces conditions générales ne sont applicables que pour autant qu’aucun accord individuel n’y déroge (primauté de l’accord individuel; ATF 148 III 57 consid. 2.1.1; 135 III 225 consid. 1.4; 125 III 263 consid. 4b/bb). Ainsi, en droit du travail, les conditions générales d’engagement se situent à un niveau hiérarchique inférieur à celui du contrat individuel de travail, raison pour laquelle celui-ci prévaut sur celles-là en cas de contradiction (ROGER RUDOLPH, Richterliche Rechtsfindung im Arbeitsrecht, 2021, p. 147 n. 271). 

Lorsque des conditions générales ont effectivement été incorporées au contrat, il convient, dans un deuxième temps, d’en déterminer le contenu par interprétation, selon les mêmes principes juridiques que ceux qui président à l’interprétation d’autres dispositions contractuelles (ATF 148 III 57 consid. 2.2 et 2.2.1; 142 III 671 consid. 3.3; 135 III 1 consid. 2, 410 consid. 3.2; 133 III 675 consid. 3.3). 

Il faut ainsi procéder à l’interprétation des manifestations de volonté des parties en deux phases, deux fondements légaux pouvant entrer en jeu, à savoir la réelle et commune intention des parties (art. 18 al. 1 CO) et, subsidiairement, le principe de la confiance (art. 1 al. 1 CO cum art. 2 CC) (ATF 144 III 93 consid. 5.2.2 et 5.2.3; arrêts 4A_342/2023 du 5 juin 2024 consid. 5.1; 4A_643/2020 du 22 octobre 2021 consid. 4.2).  

En premier lieu, le juge doit donc rechercher la réelle et commune intention des parties sans s’arrêter aux expressions ou dénominations inexactes dont elles ont pu se servir. Cette interprétation (dite subjective) relève du fait. Pour y procéder, peuvent et doivent être prises en considération toutes les déclarations et attitudes des parties, ainsi que les circonstances antérieures, concomitantes et postérieures à la conclusion du contrat (ATF 144 III 93 consid. 5.2.2; arrêts 4A_342/2023 précité consid. 5.1.1; 4A_643/2020 précité consid. 4.2.1). 

En second lieu, si le juge ne parvient pas à déterminer la volonté réelle et commune des parties, notamment parce que les preuves font défaut ou ne sont pas concluantes, il doit déterminer le sens que, d’après les règles de la bonne foi, chacune des parties pouvait et devait raisonnablement prêter aux déclarations de volonté de l’autre. Cette interprétation (dite objective) relève du droit. Ne peuvent et ne doivent être prises en considération que les déclarations et attitudes des parties et les circonstances qui ont précédé ou accompagné la manifestation de volonté, à l’exclusion des faits postérieurs (ATF 144 III 93 consid. 5.2.3; 130 III 417 consid. 3.2; arrêt 4A_643/2020 précité consid. 4.2.2 et 4.2.5 et les références citées). 

Lorsque l’interprétation ainsi dégagée laisse subsister un doute sur leur sens, les conditions générales doivent être interprétées en défaveur de leur auteur, conformément à la règle dite des clauses ambiguës ( Unklarheitsregel; in dubio contra stipulatorem) (ATF 148 III 57 consid. 2.2.2; 146 III 339 consid. 5.2.3 et les références citées).

 

Kantonale Vorinstanz

Das kantonale Gericht stellte zunächst fest, dass das Statut (die Regeln, um die es hier ging) allgemeinen Geschäftsbedingungen gleichkomme und dass die Klauseln des Statuts und die Klauseln des Arbeitsvertrags über die Vergütung in Bezug auf die strittige Entschädigung voneinander abwichen.

Die Vorinstanz hielt weiter fest, dass es nicht möglich sei, aus den Vertragsklauseln Rückschlüsse auf den tatsächlichen Willen der Parteien zu ziehen, und dass die Akten im Übrigen keine Beweise für die Erklärungen der Parteien vor oder um den Abschluss des Arbeitsvertrags enthielten. Die kantonalen Richter waren somit der Ansicht, dass der tatsächliche Wille des Arbeitnehmers nicht mit Sicherheit ermittelt werden könne, sodass der Vertrauensgrundsatz anzuwenden sei.

Das kantonale Gericht war der Ansicht, dass das Statut rechtsgültig in den Arbeitsvertrag aufgenommen worden war und dass die Gewährung dieser Vergütung an Bedingungen geknüpft war.

Eine gutgläubige Person, die mit den strittigen Klauseln konfrontiert würde, könnte nach Ansicht der kantonalen Richter nicht verstehen und davon ausgehen, dass die Absicht des Vertragspartners darin bestand, die Vergütung zu gewähren, nur weil sie in der Satzung erwähnt worden sei.

Dieses Ergebnis war laut dem kantonalen Gericht auch dann erforderlich, wenn das Statut und der Arbeitsvertrag aufeinander abgestimmt wurden, wobei das Statut als allgemeine Bedingungen und der Arbeitsvertrag als besondere Bedingungen galten. Ein gutgläubiger Vertragspartner konnte nach Ansicht der kantonalen Richter nicht aus den Einkommenspositionen in dem von ihm unterzeichneten Vertragsdokument schliessen, dass eine weitere Vergütung hinzukommen würde, die in einem Zusatzdokument vorgesehen war, das Bestandteil seines Vertrags war, in dem aber klar festgelegt war, dass diese zusätzliche Komponente an Bedingungen geknüpft war. Auch unter diesem Gesichtspunkt war die Vorinstanz der Ansicht, dass die Vergütung für die Abwesenheit von der Praxis ausdrücklich im Arbeitsvertrag hätte stehen müssen.

Die Vorinstanz war schliesslich der Ansicht, dass, da die Bedeutung der strittigen Klauseln ermittelt werden konnte, kein Anlass bestehe, den Grundsatz in dubio contra stipulatorem anzuwenden.

 

Entscheid des Bundesgerichts

Der Arbeitnehmer machte vor Bundesgericht insbesondere eine Verletzung des Grundsatzes Grundsatz in dubio contra stipulatorem geltend. Aber: Wie oben dargelegt, nur wenn die Auslegung Zweifel an der Bedeutung der Allgemeinen Anstellungsbedingungen aufkommen lässt, müssen sie gemäss der Unklarheitsregel (in dubio contra stipulatorem) zum Nachteil des Verfassers ausgelegt werden.

Da der Arbeitnehmer nicht (stichhaltig) habe darlegen konnte, dass die Schritte vor der Anwendung der Unklarheitenregel erfolglos gewesen wären, ging die Kritik an einer angeblichen Verletzung der Maxime in dubio contra stipulatorem fehl. Denn zunächst hätte aufgezeigt werden müssen, dass die subjektive Auslegung (welche scheiterte) und dann die objektive Auslegung zu einem unklaren Resultat geführt hätten. Die kantonale Vorsinstanz hatte die Bestimmungen bekanntlich nach dem Vertrauensprinzip ausgelegt und war zu einem Resultat gekommen..

3.3. Quoique l’arrêt querellé ne se réfère expressément qu’au principe de la confiance, il ressort de l’argumentation des juges cantonaux (cf. supra consid. 3.2) qu’ils ont par ce biais également abordé le principe de primauté de l’accord individuel (cf. supra consid. 3.1).  

On peut dès lors considérer que le rejet de l’appel du demandeur procède d’une double motivation reposant, d’une part, sur l’interprétation objective du contrat et du Statut mais aussi, d’autre part, sur la priorité qui doit être conférée, en cas de contradiction, au contrat individuel de travail sur les conditions générales d’engagement. En ce cas, il aurait appartenu au recourant de s’attaquer, sous peine d’irrecevabilité, à chacun de ces motifs, du moment qu’ils suffisent, indépendamment l’un de l’autre, à sceller le sort de la cause (art. 42 al. 2 LTF; ATF 142 III 364 consid. 2.4; 138 III 728 consid. 3.4; 136 III 534 consid. 2). 

Or, le recourant ne remet pas valablement en cause que la coordination entre eux du Statut, en tant que conditions générales, et du contrat de travail, en tant que conditions particulières, excluait que celui-là lui accordât une rémunération qui n’était pas prévue par celui-ci. Tout au plus le recourant se réfère-t-il incidemment à l’arrêt 4A_567/2015 du 21 janvier 2016, sans exposer en quoi la cour cantonale aurait violé les principes qui y ont été exposés, ce qui n’est de toute façon pas conforme aux exigences de l’art. 42 al. 2 LTF et doit conduire à l’irrecevabilité de ce grief. 

En outre, même à considérer que son moyen eût été recevable, l’arrêt cité par le recourant ne lui eût été d’aucun secours, dès lors qu’il visait une situation dans laquelle les parties n’étaient pas convenues, contrairement au cas présent, d’un contrat individuel qui aurait pris le pas sur les conditions générales d’engagement (cf. arrêt 4A_567/2015 du 21 janvier 2016 consid. 4.2.1). Le principe de primauté de l’accord individuel ne pouvait ainsi dans le cas d’espèce que conduire au déboutement du recourant. 

Étant donné que le recourant n’est pas (valablement) parvenu à démontrer que les étapes préalables à l’application de la règle des clauses ambiguës se seraient avérées infructueuses, la critique relative à une prétendue violation de la maxime in dubio contra stipulatorem tombe à faux. Au surplus, le recourant ne démontre aucunement, d’une façon qui satisfasse au principe de l’allégation (art. 106 al. 2 LTF), que le résultat auquel aboutit l’arrêt querellé serait arbitraire. 

Weitere Beiträge zur Auslegung/Qualifikation von Verträgen und Erklärungen:

 

Autor: Nicolas Facincani

 

 

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