Im Entscheid des Cour d’appel civile des Kantons Waadt vom 15. Juli 2025 hatte sich dieses Gericht mit der Frage des Zeitpunkt des Vaterschaftsurlaubs zu befassen.
Der Urlaub des anderen Elternteils
Am 27. September 2020 hatte die Schweiz im Rahmen eines Referendums über die Einführung einer Vaterschaftsentschädigung sowie eines Vaterschaftsurlaubs abgestimmt und der Einführung des Vaterschaftsurlaubs sowie der Vaterschaftsentschädigung zugestimmt. Zudem wird das Bundesgesetz über den Erwerbsersatz für Dienstleistende und bei Mutterschaft sowie das Obligationenrecht angepasst.
Aufgrund der Einführung der gleichgeschlechtlichen Ehe in der Schweiz wird der Urlaub nun «Urlaub des anderen Elternteils» genannt.
Gemäss den anwendbaren Bestimmungen hat der andere Elternteil Anspruch auf Urlaub (so benannt gemäss Anhang II.1 des Bundesgesetzes vom 17. März 2023 [Taggelder für den überlebenden Elternteil; AS 2023 680; BBl 2022 2515, S. 2742], in Kraft seit dem 1. Januar 2024) insbesondere der Arbeitnehmer, wenn er zum Zeitpunkt der Geburt des Kindes der rechtliche Vater ist (Abs. 1 Bst. a).
Der Zeitpunkt des Urlaubs
Zum Zeitpunkt des Bezuges des Urlaubs führte der Cour d’appel civile des Kantons Waadt aus:
Der Urlaub muss innerhalb von sechs Monaten nach der Geburt des Kindes genommen werden (Abs. 2, erster Satz). Er kann in Form von Wochen oder Tagen genommen werden (Abs. 3). Aus dieser Bestimmung ergibt sich, dass weder der Arbeitgeber noch der Arbeitnehmer bei der Gestaltung des Urlaubs völlig frei sind, da dieser innerhalb von sechs Monaten nach der Geburt des Kindes genommen werden muss. Der Zweck dieses Urlaubs besteht nämlich darin, dem anderen Elternteil zu ermöglichen, in den ersten Lebenswochen seines Kindes für dieses da zu sein und sich an den familiären Veränderungen zu beteiligen, die die Ankunft des Neugeborenen mit sich bringt.
Um dieses Ziel zu erreichen, muss gemäss Cour d’appel civile des Kantons Waadt anerkannt werden, dass es nicht Sache des Arbeitgebers ist, einseitig über den Zeitpunkt der Gewährung des Vaterschaftsurlaubs zu entscheiden. Wie dies bereits für die Inanspruchnahme von Urlaub gilt, können unter Umständen die Bedürfnisse des Unternehmens hinter dem Recht des Arbeitnehmers auf Schutz seiner Persönlichkeit und seiner Familie zurücktreten. Die Lehre räumt insbesondere ein, dass die Erfordernisse des Unternehmens, auch wenn sie in der Regel Vorrang vor den Wünschen des Arbeitnehmers haben, kein Vorwand sein dürfen, um den Arbeitgeber von seiner Sorgfaltspflicht zu entbinden, die gewisse Anstrengungen erfordert, Was jedoch den Urlaub des anderen Elternteils betrifft, muss man sich der Rechtslehre anschließen, dass den Wünschen des Elternteils bei der Festlegung der Ferien mehr Gewicht beizumessen ist; der Arbeitgeber kann sich dem nur widersetzen, wenn ein zwingender betrieblicher Grund vorliegt.
Allerdings muss der Arbeitgeber frühzeitig über den Wunsch des Arbeitnehmers informiert werden.
4.3.3.2 Selon cette disposition, a droit au congé de l’autre parent (renommé ainsi selon l’annexe ch. II.1 de la loi fédérale du 17 mars 2023 [Indemnités journalières pour le parent survivant ; RO 2023 680 ; FF 2022 2515, p. 2742] en vigueur depuis le 1er janvier 2024) d’une durée de deux semaines notamment le travailleur s’il est le père légal au moment de la naissance de l’enfant (al. 1 let. a). Le congé doit être pris dans les six mois qui suivent la naissance de l’enfant (al. 2, 1re phrase). Il peut être pris sous la forme de semaines ou de journées (al. 3).
Il résulte de cette disposition que l’employeur comme l’employé ne sont pas totalement libres dans l’aménagement du congé, puisque celui-ci doit être pris dans les six mois suivant la naissance de l’enfant. En effet, le but de ce congé est de permettre à l’autre parent d’être présent auprès de son enfant durant les premières semaines de vie et de s’impliquer dans les changements familiaux engendrés par l’arrivée du nouveau-né (Lang, Droit au congé de paternité sous l’angle de l’art. 329g CO ; filiation reconnue à l’étranger et autres situations particulières, in Wyler [éd.], Panorama IV en droit du travail, Recueil d’études réalisées par des praticiens, 2023, p. 378 et la réf. citée).
Afin de satisfaire ce but, il y a lieu d’admettre que ce n’est pas à l’employeur de décider unilatéralement du moment de l’octroi du congé paternité. Comme cela vaut déjà pour la prise de vacances, selon les circonstances, les besoins de l’entreprise peuvent devoir s’effacer devant le droit du travailleur à la protection de sa personnalité et de sa sphère familiale. La doctrine admet en particulier que les impératifs de l’entreprise, s’ils priment en règle générale sur les souhaits du travailleur, ne doivent pas être un prétexte permettant à l’employeur de s’absoudre de son devoir de diligence impliquant de faire certains efforts (Wyler/Heinzer/Witzig, op. cit., pp. 552 s. et les réf. citées). Or, en ce qui concerne le congé de l’autre parent, on doit admettre avec la doctrine qu’il faut accorder davantage de poids aux souhaits du parent qu’en matière de fixation des vacances ; l’employeur ne peut s’y opposer qu’en présence d’un motif opérationnel impérieux (Wyler/Heinzer/Witzig, op. cit., p. 521 ; Lang, op. cit., p. 380 ; Wyler, in Dunand/Mahon [éd.], Commentaire du contrat de travail, 2e éd., 2022, n. 18 ad art. 329g CO ; Ritzinger/Facincani/Brunner, in Etter/Facincani/Sutter [éd.], Arbeitsvertrag, 2021, n. 21 ad art. 329g CO). Encore faut-il que l’employeur soit informé du souhait du travailleur suffisamment tôt (Wyler/Heinzer/Witzig, op. cit., p. 521 ; Wyler, op. cit., n. 19 ad art. 329g CO ; Ritzinger/Facincani/Brunner, op. cit., n. 22 ad art. 329g CO).
Weitere Beiträge zum Ferienrecht und zu den verschiedenen Urlaubsformen (Auswahl):
- Gekündigt, freigestellt und krank – was passiert mit den Ferien?
- Kurzfristige Zwangsferien aufgrund der Coronapandemie
- Wann darf der Ferienanspruch gekürzt werden?
- Verjährung von Ferien
- Krank in den Ferien bedeutet nicht immer Ferienunfähigkeit
- Ferienbezug während Freistellung
- „Ferienlohn inbegriffen“
- Ferienrecht – was gilt?
- Ferienkürzung bei unverschuldeter Arbeitsverhinderung
- Allgemeines über die Ferien aus dem Arbeitsrecht
- Zeitpunkt der Ferien
- Auswirkungen von Corona auf die Ferien
- Provisionen und Ferien
- Auszahlung Ferienlohn: Unregelmässige Tätigkeit auch bei Vollzeitanstellung
- Rückzahlung zuviel bezahlter Ferien
- Verweigerung des Ferienlohnes
- Freiwilliger Einsatz für den Sport
- Der neue Betreuungsurlaub
- Pflegeurlaub
- Verlängerter Mutterschaftsurlaub
- Adoptionsurlaub
- Vaterschaftsurlaub
- Jugendurlaub
- Achtung: Keine Auszahlung des Ferienlohnes bei Vollzeitbeschäftigung
- Ist der Bezug von Ferien während der Freistellung möglich
- Notwendiger Protest bei kurzfristig angeordneten Ferien
- Schadenersatzpflicht wegen abgesagter Ferien
Autor: Nicolas Facincani