Gemäss Art. 330a Abs. 1 OR kann der Arbeitnehmer vom Arbeitgeber jederzeit ein Zeugnis verlangen, das sich über die Art und Dauer des Arbeitsverhältnisses sowie über die Qualität seiner Arbeit und sein Verhalten ausspricht. Die Wahl der Formulierung obliegt nach dem Grundsatz von Treu und Glauben grundsätzlich dem Arbeitgeber. Der Arbeitnehmer hat keinen Anspruch auf eine bestimmte Formulierung (BGE 144 II 345 E. 5.2.3; Urteile 4A_137/2014 vom 10. Juni 2014 E. 4; 4A_117/2007 vom 13. September 2007 E. 7.1; 4C.129/2003 vom 5. September 2003 E. 6.1).

In der Praxis ist immer wieder strittig, wie genau bei einer Klage auf Ausstellung eines Arbeitszeugnisses vorzugehen ist (prozessuales Vorgehen) bzw., ob der Arbeitnehmer den Text des Zeugnisses in seiner Klage auf Ausstellung eines Arbeitszeugnisses selbst formulieren kann.

Das Obergericht des Kantons Zürich hat im Entscheid LA180028 vom 3. Dezember 2018  zu dieser Frage Stellung bezogen und räumt dem Arbeitnehmer das Recht zu einem einstufigen Vorgehen (Erfüllungsklage mit konkretem Zeugnistext) ein. Hierzu das Obergericht:

Gemäss Art. 330a OR kann der Arbeitnehmer jederzeit vom Arbeitgeber ein Zeugnis verlangen, das sich über die Art und Dauer des Arbeitsverhältnisses sowie über seine Leistungen und sein Verhalten ausspricht (Abs. 1). Auf besonderes Verlangen des Arbeitnehmers hat sich das Zeugnis auf Angaben über die Art und Dauer des Arbeitsverhältnisses zu beschränken (Abs. 2). Der Anspruch auf Ausstellung eines Zeugnisses ist mit einer entsprechenden Leistungsklage durchsetzbar (BGE 129 III 177 E. 3.2 und 3.3). Dabei ist dem Arbeitnehmer zur Vermeidung eines allfälligen Folgeprozesses betreffend Berichtigung das Recht einzuräumen, bereits die Erfüllungsklage mit einem konkreten Zeugnistext zu verknüpfen.

Das Bundesgericht hat diesen Fall nun auch klar beantwortet.

 

BGE 129 III 177 und weitere Urteile

In BGE 129 III 177 wurde der Fall betrachtet, dass der Arbeitnehmer nach einer Klage auf Ausstellung ein Arbeitszeugnis vom Arbeitgeber ein Arbeitszeugnis erhielt, mit dem Wortlaut er nicht einverstanden war, weshalb er eine Klage auf Berichtigung einreicht (BGE 129 III 177 E. 3.3).

In mehreren Urteilen hatte das Bundesgericht nichts dagegen einzuwenden, dass der Arbeitnehmer in seiner Klage auf Ausstellung eines Arbeitszeugnisses selbst ein solches formuliert hatte, wobei ihm diese Möglichkeit jedoch von seiner Gegenpartei nicht streitig gemacht wurde (vgl. BGer. So z.B. Urteile 4A_327/2023 vom 18. Januar 2024 Sachverhalt B.a; 4A_505/2018 vom 3. Juni 2019 Sachverhalt B.a; 4A_173/2018 vom 29. Januar 2019 Dispositiv Ziff. 2.4; 4A_205/2016 vom 23. Juni 2016 Sachverhalt B.a; 4A_285/2015 vom 22. September 2015 Sachverhalt B.; 4A_60/2014 vom 22. Juli 2014 Sachverhalt B.).

 

Lehre zum zweistufigen Vorgehen

Ein Teil der Lehre hatte BGE 129 III 177 so interpretiert, dass er ein zweistufiges Vorgehen vorschreibt: Der Arbeitnehmer, der über kein Arbeitszeugnis verfügt, müsste zuerst eine Klage auf Ausstellung eines Arbeitszeugnisses einreichen und dann, nach Erhalt des Zeugnisses, eine allfällige Berichtigungsklage mit der Formulierung der verlangten Änderungen einreichen (BORIS ETTER, in Arbeitsvertrag, Etter /Facincani/Sutter (Hrsg.), S. 131 ff. ), 2021, Nr. 70 zu Art. 330a OR; WOLFGANG PORTMANN/ROGER RUDOLPH, in Basler Kommentar Obligationenrecht I, 7. Aufl. 2020, Nr. 10 zu Art. 330a OR; ULLIN STREIFF/ADRIAN VON KAENEL/ROGER RUDOLPH, Arbeitsvertrag, 7. 2012, Nr. 5 zu Art. 330a OR; OLIVIER SUBILIA/JEAN-LOUIS DUC, Droit du travail, éléments de droit suisse, 2010, Nr. 16 zu Art. 330a OR; AURÉLIEN WITZIG, Droit du travail, 2018, N. 980).

Einige Autoren plädierten aber dafür, dass ein Arbeitnehmer, der nie ein Arbeitszeugnis erhalten hat, auf die Ausstellung eines Zeugnisses klagen kann, dessen Text er selbst erstellt, in analoger Anwendung der Regeln, die für die Klage auf Änderung des Zeugnisses aufgestellt wurden. So könnte der Arbeitnehmer auf die Ausstellung eines Arbeitszeugnisses schließen, dessen Wortlaut er als Anhang hinterlegt.

 

BGer 4A_50/2023 vom 5. Februar 2024

In BGer 4A_50/2023 vom 5. Februar 2024 machte die Arbeitgeberin geltend, dass die Arbeitnehmerin nicht berechtigt gewesen sei, eine Formulierung für das Arbeitszeugnis in der Klage vorzuschlagen, da sie eine Klage auf Ausstellung des Arbeitszeugnisses und nicht auf Änderung desselben eingereicht habe. Die Arbeitgeberin berief sich auf BGE 129 III 177 und den Grundsatz, dass die Wahl der Formulierung des Zeugnisses dem Arbeitgeber zustehe.

Das Bundesgericht führte aus, dass ein Arbeitnehmer, der die Ausstellung eines Arbeitszeugnisses beantrage und dessen Wortlaut vorschlägt, dem Arbeitgeber die Bestimmung des Inhalts des Zeugnisses und eine eventuelle Schlichtung über dessen Inhalt erleichtern. Hingegen könnte der Arbeitnehmer nicht gezwungen werden, einen Text zu formulieren, wenn er eine Klage auf Ausstellung eines Arbeitszeugnisses einreiche, da die Ausstellung und Zusammenstellung des Arbeitszeugnisses eine Pflicht des Arbeitgebers bleiben.

Die Rechtskraft des Urteils in einem solchen Fall hänge von den Anträgen und dem Sachverhaltskomplex in der Klage auf Ausstellung des Arbeitszeugnisses ab. Wenn der Arbeitnehmer auf die Ausstellung eines Arbeitszeugnisses mit einem bestimmten Inhalt geklagt habe, könne er danach keine Klage auf Berichtigung des erhaltenen Arbeitszeugnisses einreichen, da der Inhalt des Zeugnisses rechtskräftig geworden ist. Hat der Arbeitnehmer nur auf die Ausstellung eines Arbeitszeugnisses geklagt (ohne speziellen Wortlaut), könne er später eine Klage auf Berichtigung einreichen, wenn er mit dem Inhalt des Zeugnisses nicht zufrieden sei, sei es, weil es Fehler oder Lücken enthält oder weil es irreführend oder mehrdeutig ist.

Mit anderen Worten wird es gemäss Bundesgericht einem Arbeitnehmer zugestanden, eine Klage auf Ausstellung eines Arbeitszeugnisses mit einem konkreten Wortlaut zu verbinden.

6.1.4. Bie n qu’un procès en délivrance d’un certificat portant sur la formulation de celui-ci puisse s’avérer complexe en raison des preuves à apporter concernant les prestations du travailleur, son attitude et son tempérament (ADRIAN VON KAENEL, in Arbeitsrecht, Portmann/von Kaenel (édit.), 2018, n° 23.22), la situation est identique dans l’action en rectification, dans laquelle le travailleur supporte le fardeau de la preuve de ce qu’il de mande de corriger dans son certificat de travail (arrêts 4A_270/2014 précité consid. 3.2.2; 4C.237/2006 du 24 novembre 2006 consid. 5).  

Quant au principe selon lequel le choix de la formulation du certificat de travail appartient à l’employeur (ATF 144 II 345 consid. 5.2.3; arrêts 4A_137/2014 du 10 juin 2014 consid. 4; 4A_117/2007 du 13 septembre 2007 consid. 7.1; 4C.129/2003 du 5 septembre 2003 consid. 6.1), celui-ci est de toute façon limité par le principe selon lequel le certificat doit être complet et exact (ATF 144 II 345 consid. 5.2.1). 

Le travailleur qui conclut à la délivrance d’un certificat de travail dont il propose la formulation, facilite la détermination de l’employeur ainsi qu’une éventuelle conciliation portant sur son contenu. En revanche, le travailleur ne peut pas être contraint sous peine d’irrecevabilité de formuler un texte lorsqu’il introduit une action en délivrance d’un certificat de travail; la délivrance et la composition de celui-ci restant une obligation de l’employeur (ULLIN STREIFF/ADRIAN VON KAENEL/ROGER RUDOLPH, Arbeitsvertrag, 7e éd. 2012, n° 5 ad art. 330a CO). 

L’autorité de la chose jugée du jugement dans un tel cas dépendra des conclusions prises et du complexe des faits dans l’action en délivrance du certificat de travail (cf. ATF 139 III 126 consid. 3; 116 II 783 consid. 2a). Si le travailleur a conclu à la délivrance d’un certificat de travail avec un contenu déterminé, il ne pourra pas introduire ensuite d’action en rectification du certificat de travail obtenu, le contenu de celui-ci ayant acquis autorité de la chose jugée. Si le travailleur a seulement conclu à la délivrance d’un certificat de travail, il pourra engager ensuite une action en rectification si le contenu de celui-ci ne le satisfait pas, soit parce qu’il contient des erreurs, des lacunes, soit parce qu’il est trompeur ou ambigu (ATF 129 III 177 consid. 3.2).

 

Die Klage auf Abänderung des Arbeitszeugnisses

Bei der Klage auf Berichtigung des Arbeitszeugnisses muss der Arbeitnehmer den verlangten Text selbst so formulieren, dass das Gericht ihn unverändert in sein Urteil übernehmen kann. Es ist Sache des Arbeitnehmers, die Tatsachen zu beweisen, die die Ausstellung eines anderen als des ihm ausgehändigten Arbeitszeugnisses rechtfertigen. Der Arbeitgeber muss bei der Untersuchung des Falles mitwirken und die Tatsachen, die seine negative Beurteilung begründen, begründen. Weigert er sich, dies zu tun, oder kann er seine Position nicht begründen, kann der Richter den Antrag auf Berichtigung als begründet betrachten.

6.1.2. L’action en délivrance du certificat de travail, qui est une action condamnatoire (ATF 129 III 177 consid. 3.3) se distingue de l’action en rectification du certificat de travail (arrêt 4A_270/2014 du 18 septembre 2014 consid. 3.2.1). La première est ouverte au travailleur qui n’a pas obtenu de certificat de travail de son employeur, tandis que la seconde vise à obtenir la modification du certificat de travail délivré, dont le contenu ne reflète pas la réalité, notamment parce qu’il est lacunaire, inexact, trompeur ou ambigu (arrêt 4A_270/2014 du 18 septembre 2014 consid. 3.2.1; DAVID AUBERT, in Commentaire du contrat de travail, Dunand/Mahon (édit.) 2e éd. 2022, n° 49 ad art. 330a CO).

Dans l’action en rectification du certificat de travail, le travailleur doit formuler lui-même le texte requis, de manière à ce que le tribunal puisse le reprendre sans modification dans son jugement (arrêt 4A_270/2014 précité consid. 3.2.2 et les références citées). Il appartient au travailleur de prouver les faits justifiant l’établissement d’un certificat de travail différent de celui qui lui a été remis. L’employeur devra collaborer à l’instruction de la cause, en motivant les faits qui fondent son appréciation négative. S’il refuse de le faire ou ne parvient pas à justifier sa position, le juge pourra considérer que la demande de rectification est fondée (arrêts 4A_270/2014 du 18 septembre 2014 consid. 3.2.1; 4A_117/2007 du 13 septembre 2007 consid. 7.1).

 

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Autor: Nicolas Facincani

 

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