Nach Art. 337 OR kann der Arbeitgeber (oder auch der Arbeitnehmer) das Arbeitsverhältnis aus wichtigen Gründen jederzeit fristlos auflösen. Die fristlose Entlassung kann jederzeit ausgesprochen werden. Als wichtiger Grund gilt jeder Umstand, bei dessen Vorhandensein dem Kündigenden nach Treu und Glauben die Fortsetzung des Arbeitsverhältnisses nicht mehr zugemutet werden darf. Es ist aber eine sofortige Reaktion erforderlich.

Auch ein Bagatelldelikt des Arbeitnehmers kann dafür ausreichen, dass dem Arbeitgeber nach Treu und Glauben die Fortsetzung des Arbeitsverhältnisses nicht mehr zugemutet werden darf (und eine fristlose Kündigung gerechtfertigt ist), wie der Entscheid des Bundesgerichts BGer 4A_228/2015 vom 15. Dezember 2015 illustrativ aufzeigt:

 

Sachverhalt

Dem Entscheid des Bundesgerichts BGer 4A_228/2015 vom 15. Dezember 2015 lag folgender Sachverhalt zugrunde:

Am 18. Juni 2001 trat der Arbeitnehmer in die Dienste der X.________ Stiftung als Allround-Angestellter in einem Betriebsrestaurant, das die Arbeitgeberin in Genf betreibt. Im Laufe der Jahre wurde der Arbeitnehmer von der Arbeitgeberin mehrfach verwarnt: am 19. Mai 2003 wegen verspätetem Erscheinen und ungerechtfertigten Abwesenheiten, am 1. Dezember 2011 wegen Alkoholkonsums am Arbeitsplatz und am 8. Juni 2012 wegen verspätetem Erscheinen und falscher Kleidung. Am 5. November 2011 bedankte sich die Arbeitgeberin in einer „Anerkennung“ für seine zehnjährige Treue und sein Engagement.

Als der Arbeitnehmer am 24. Oktober 2012 seinen Arbeitsplatz verlassen wollte, erwischte ihn sein Vorgesetzter mit einer Flasche Wein aus dem Bestand des Restaurants, die grob in seiner Tasche versteckt war. Am 26. desselben Monats kündigte ihm die Arbeitgeberin aufgrund dieses Vorfalls fristlos.

 

Entscheid des Bundesgerichts

Das Bundesgericht hielt fest, der geringe Wert des Diebesguts dürfe nicht berücksichtigt werden. Straftaten, die der Arbeitnehmer im Zusammenhang mit seiner Arbeit begeht, wie z. B. Diebstahl zum Nachteil des Arbeitgebers, anderer Mitarbeiter oder Kunden, sind klassische Gründe für eine fristlose Kündigung. Auch ein geringfügiger Diebstahl sei geeignet, das Vertrauensverhältnis zu zerstören. Die lange Dauer des Arbeitsverhältnisses ändere daran nichts. Demgegenüber hatten die kantonalen Instanzen noch entschieden, das Arbeitsverhältnis habe elf Jahre gedauert, weshalb der Vorfall nicht genügend gravierend sei, um eine fristlose Kündigung zu rechtfertigen:

5. Les infractions que le travailleur perpètre à l’occasion de son travail, telles qu’un vol commis au préjudice de l’employeur, d’autres collaborateurs ou de clients, constituent des motifs classiques de résiliation immédiate (Rémy Wyler et Boris Heinzer, Droit du travail, 3e éd., 2014, p. 579; Franck Vischer, Der Arbeitsvertrag, in Schweizerisches Privatrecht, 4e éd., 2014, p. 346 n° 158; Ullin Streiff et al., Arbeitsvertrag, 7e éd., 2012, p. 1101, n° 5 ad art. 337 CO; cf. ATF 130 III 28 consid. 4.2 et 4.3 p. 32). Néanmoins, et comme pour d’autres motifs de licenciement abrupt, cette mesure extrême suppose que la continuation des rapports de travail soit inexigible de l’employeur (Vischer, ibid.; Streiff et al., ibid.). 

En l’espèce, la Cour de justice ne reconnaît pas un juste motif de licenciement abrupt du demandeur. Elle fonde son appréciation sur la « faible valeur » de la bouteille de vin volée par celui-ci et sur la longue collaboration des parties, exempte d’incidents du même genre. 

La « faible valeur » de la bouteille est implicitement admise, faute de contestation, et la défenderesse n’est pas parvenue à apporter la preuve d’un précédent vol. 

Avec raison, néanmoins, cette partie fait valoir que la valeur de la chose volée par le travailleur n’est pas un élément d’appréciation pertinent au regard de l’art. 337 CO, cela parce que même le vol d’une chose peu importante (Streiff et al., op. cit., p. 1102 i.f.) est de nature à détruire le rapport de confiance nécessaire aux relations de travail. La durée de l’emploi du travailleur avant un pareil événement, même longue, n’y change rien. Il s’ensuit que la défenderesse est fondée à se plaindre d’une décision incompatible avec cette disposition. Le demandeur invoque vainement, dans sa réponse au recours, un précédent où le vol d’une marchandise valant près de 60 fr. a été jugé insuffisamment grave par un tribunal du premier degré (JAR 2005 p. 496 et ss). Le demandeur invoque aussi inutilement le pouvoir d’appréciation reconnu à la juridiction cantonale, parce que, précisément, la Cour de justice en a méconnu les limites.

 

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Autor: Nicolas Facincani

 

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